• Tobias Becker »The Cobra Effect«

    Tobias Becker »The Cobra Effect«

    Am 1. Juli 2018 wird die Ausstellung „The Cobra Effect“ von Tobias Becker in der Schleuse der Opelvillen um 16.00 Uhr mit einer Kurzeinführung von Kelly Sue Roßmann eröffnet. Bis zum 22. Juli kann die Schau anschließend dort besichtigt werden.

    Der 1991 in Saarbrücken geborene Kunststudent studiert seit 2012 an der Kunsthochschule Mainz. Nach mehreren internationalen Ausstellungen präsentiert er nun in der Schleuse der Opelvillen seine Werke.

    Tobias Becker äußert sich wie folgt zu seinen gezeigten Arbeiten:
    „Ein britischer Gouverneur wollte einer Kobraplage Einhalt gebieten, indem er ein Kopfgeld auf jedes erlegte Exemplar aussetzte. Scheinbar funktionierte das Konzept zunächst gut: Immer mehr tote Schlangen wurden abgeliefert. Jedoch wurde deren Anzahl nicht gemindert, da die Bevölkerung dazu überging, Kobras zu züchten und zu töten, um weiterhin von der Prämie zu profitieren. Als das Kopfgeld nach einem gewissen Zeitraum wieder aufgehoben wurde, ließen die Züchter die Tiere frei, da sie keine Verwendung mehr für sie hatten – dadurch hatte sich die Zahl der Kobras vervielfacht.

    Angelehnt an den Leitgedanken der Ausstellung “Die reine Leidenschaft“ setzt sich die Arbeit “The Cobra Effect“ ebenfalls mit dem Bereich der Amateurfotografie auseinander.
    Mit dem Sprung der Fotografie vom analogen in das digitale Zeitalter entstanden ebenfalls neue Präsentations-Plattformen. Heutzutage klebt der Amateur seine Fotografien nicht mehr sorgfältig in das Fotoalbum, sondern veröffentlicht seine Schnappschüsse im World Wide Web. Bekanntestes Beispiel und zugleich prominenteste Plattform ist der Social Media-Dienst instagram. Millionen von Bildern werden täglich von Nutzern aus der ganzen Welt geuploaded. Freigelöst von Qualitätskriterien entsteht ein Überangebot an Fotografien welches nicht mehr überschaubar wirkt. Immer schneller wischen wir mit unseren Fingern über das Smartphonedisplay und versuchen Massen an Bildern in Sekunden zu rezipieren.

    Mit limitierten Auflagen und einem scheinbar sorgfältig ausgewählten und begrenzten Angebot versucht der Kunstmarkt der Quantität entgegenzuwirken. Einzigartigkeit ist im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit wichtiger denn je. Die in der Schleuse gezeigten großformatigen Fotogramme versuchen die Massen des Amateurhaften aus dem digitalen Zeitalter zurück in eine Welt der Begrenztheit und Einzigartigkeit zu führen. Im Moment des Durchscrollens durch Instagram-Profile von verschiedenen Amateurfotografen wird lichtsensitives Fotopapier auf den Handybildschirm gelegt. Auf dem finalen, analogen Produkt wird diese Wischgeste mitsamt unzähligen Miniaturen von Amateurfotografien sichtbar. Einzelne Fotografien sind nicht mehr zu erkennen. Alles komprimiert zu einem großen Ganzen, scheinbar Neuem.

    Das Amateurhafte wird professionalisiert, in die Gefilde eines Marktes rund um den professionellen Kunstbetrieb gehoben. Die anfängliche Freiheit wird nun von den Regeln des Marktes abgelöst.

    Die reine Leidenschaft ist verschwunden. Produktion heißt Ertrag – Gewinnerzielung. Um diese Maschine am Laufen zu halten muss weiter produziert werden. Das Kann des Amateurhaften wird vom Muss des Marktes abgelöst. Die Fotogramme werden zu möglichen Produkten, zu Konsumgütern mit denen gehandelt werden kann. Der Versuch die Massen zu begrenzen ist gescheitert. Was jedoch bleibt ist die Intention wieder Einzigartigkeit in unsere digitale Welt zu bringen. Diese Suche danach endet also in der Sicht auf die Dinge selbst, auf unsere Welt und die Frage nach dem Wert und der Bedeutung.“

    Eröffnung
    01. Juli 2018 um 16 Uhr
    Kurzeinführung von Kelly Sue Roßmann

    Ausstellung
    01. Juli 2018 –22. Juli

    Ort
    Kunst- und Kulturstiftung
    Opelvillen Rüsselsheim
    Ludwig-Dörfler-Allee 9
    65428 Rüsselsheim

    Bildnachweis
    Tobias Becker, The Cobra Effect, Fotogramm, 2018 © Tobias Becker